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Spielraum: Schönheit und Glanz für das Leben

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Spielraum: Schönheit und Glanz für das Leben

Schifra und Pua heißen sie. Schönheit und Glanz. Übersetzt. Das sind die Namen zweier Frauen im alten Ägypten, von denen die Bibel erzählt im 2. Buch Mose.

Ihr Beruf „Hebamme“.

Schön und glänzend ist das was sie tun.

Frauen in ihren Schmezen beizustehen. Zu neuem Leben zu verhelfen. Das Neugeborene versorgen.

Sie sind bei den Frauen, in dieser besonderen Gefahr als Gebärende.  

In der Spannung zwischen Freude und Schmerzen.

Lebensgefahr und Glück.

Dies beides ist dicht beieinander.

In der Antike noch mehr als heute.

Schifra und Pua, Schönheit und Glanz,

sie geben Zuversicht und Sicherheit.

Dem Wunder des Lebens sind sie verpflichtet.

Und nun bekommen sie einen düsteren Auftrag.

Tod zu bringen, statt Leben.

Den neugeborenen Jungen der Hebräer.

So lange sind sie nun schon dort und gehören dazu,

tragen bei zum Wohlstand des Landes.

Eigentlich hatte es gut zusammengepasst.

Doch nun werden sie, die „Hapiru“, die „Hebräer“  immer mehr ausgegrenzt, und schlecht behandelt.

Die Regierung schürt den Hass in der Bevölkerung gegen die migrantische Minderheit.

Ihnen werden harte Zwangsarbeiten auferlegt, um sie zu schwächen.

Doch ihr Bevölkerungsanteil nimmt weiter zu.

Verschwörungsphantasien entstehen, diese Hebräer könnten sich gegen die Ägypter mit Feinden des Landes zusammentun.

Der Pharao ersinnt den Plan eines Massenmordes an den neugeborenen Jungen der Hebräer.

Wir lesen im Zweiten Buch Mose im ersten Kapitel:

Und der König von Ägypten sprach zu den Hebammen der Hebräer, von denen die eine Schifra hieß und die anderen Pua: „Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt seht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist‘s aber eine Tochter, so lasst sie leben.“ (Ex 1,15-16)

 

Schifra und Pua sollen das Vertrauen der Frauen missbrauchen.

Sie sollen in diesem wunderbaren Moment, in dem neues Leben hervorbricht – töten.

Der Befehl des Pharao wird nur kurz erwähnt.

Aber es scheint klar, was dahinter steckt:

Der mächtige Pharao, der mit der Fülle der Macht ausgestattet ist, nutzt seinen Spielraum nicht, um eine gemeinsame Lösung zu entwickeln, die das Zusammenleben von Ägyptern und Hebräern fördert.

Die Angst lässt ihn diesen Spielraum nicht erkennen.

Auf der anderen Seite will er seine Absichten nicht offenbaren, keine direkte Gewalt ausüben, die Widerstand hervorrufen könnte.

Sein Spiel heißt Manipulation.

Er will die Hebammen, die am dichtesten dran sind bei der Geburt, dafür benutzen, für ihn das dunkle Geschäft zu erledigen - wohl so, dass die Mütter es nicht merken sollen.

Bei der Geburt sterben Kinder – das kommt doch oft vor.

Die Bibel erzählt weiter:

Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte, sondern ließen die Kinder leben. Da rief der König von Ägypten die Hebammen und sprach zu ihnen: „Warum tut ihr das, dass ihr die Kinder leben lasst?“ Die Hebammen antworteten dem Pharao: „Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren.“ Darum tat Gott den Hebammen Gutes. Und das Volk mehrte sich und wurde stark. Und weil die Hebammen Gott fürchteten, segnete er ihre Häuser. (Ex 1,17-21)

Schifra und Pua nutzen ihren Spielraum.

Sie bieten dem König die Stirn, ausgebufft, nicht offen, wodurch sie sich selbst ans Messer ausliefern würden.

Ja. Sie lügen. Um des Lebens willen.

Sie nutzen den Rassismus des Pharao, indem sie mit seinen Verschwörungsphantasien spielen:

Ja, es sind doch unbändige Wilde, diese Hebräer… anders als die kultivierten Ägypter… die Frauen gebären quasi im Spazierengehen…

Wie dumm muss man sein, so etwas zu glauben…

Der Rassismus verblendet alle offene Wahrnehmung und klaren Gedanken.

Schifra und Pua schlagen den Pharao mit seinen eigenen Waffen. Und Gott gefällt das.

Es heißt, dass Gott die beiden Hebammen für ihren Mut beschützt und belohnt hat.

Schifra und Pua haben ihren Namen, Schönheit und Glanz, alle Ehre gemacht.  Sie haben Leben gerettet, das ihnen anvertraut war, auch wenn sie nicht verhindern konnten, dass der Pharao noch brutalere Maßnahmen ersann, und das ganze Volk der Ägypter zum Morden anstiftete. Das erste Pogrom an den nachmligen Juden, von dem die Bibel erzählt. Gott hielt es nicht auf. Auch nicht die vielen, die noch folgten.

Doch die Geschichte der Hebräer wendet sich mit der Berufung des Mose, sein Volk aus der Knechtschaft zu führen.

Die Geschichte von Schifra und Pua ist eingebettet in den viel größeren Zusammenhang der Geschichte Gottes mit seinem Volk und allen Menschen.

Sie erzählt, dass es Möglichkeiten gibt, Spielräume zu erlangen zu entschlossenem Handeln gegen Unrecht und Menschenverachtung.

Auch wo sie nicht gleich offensichtlich sind.

Es braucht Überlegung, braucht oft auch Mut,

diese Handlungsoptionen zu erkennen und zu nutzen.

Nicht um die ganze Menschheit zu retten, sondern um in der Situation, in der wir gerade stehen, besonnen zu bleiben, und die Entscheidung zu treffen, wie wir unterstützend eingreifen können.

Wo ist unsere Haltung gefragt?

Wo brauchen wir noch mehr Mut, einzuschreiten, uns zu widersetzen, für das Leben einzutreten?

Wo sind Spielräume, die noch ungenutzt sind?

In denen die Menschenliebe Gottes aufleuchten könnte…

Wir sind es, die die Geschichte von Schifra und Pua weiterschreiben können.

Martin Goetz-Schuirmann

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