Liebe Menschen in Lurup,

in der Mitte unseres Stadtteils steht seit 1935 ein Kriegsdenkmal. In einer Inschrift können wir Namen von Männern aus Lurup lesen, die während des Ersten Weltkriegs als Soldaten gestorben sind. Erinnerung an Großväter, Urgroßväter oder ehemalige Nachbarn, die in den Krieg zogen und nicht mehr nach Hause zurück kamen. Es ist gut, dass es Orte dieser Erinnerung gibt.

Zugleich ist dieses Kriegsdenkmal mit der politischen Absicht errichtet worden, erneut Männer in den Krieg zu schicken. Inschriften an der Stele, die nach dem Zweiten Weltkrieg eingefügt wurden, beklagen die Toten aller Kriege. Also auch die Frauen und Kinder. Aber es gibt keine Hinweise auf die politischen Zusammenhänge und die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, der dieses Kriegsdenkmal diente. Auch nicht im Zuge der Erweiterung seit 1995.

Heute ist Volkstrauertag. Ein Anlass, sich die Zusammenhänge von Hass und Gewalt in das Bewusstsein zu rufen. Darum haben wir die Stele des Kriegsdenkmals mit einem Band des Friedens geschmückt. Außerdem: Worte der Erinnerung an Opfer von Gewalt, die Konfirmandinnen und Konfirmanden in unserem Gottesdienst heute vortragen. Und: Wir haben die Möglichkeit geschaffen, dass ihr im öffentlichen Raum eure Gedanken des Mitgefühls mit Opfern von Gewalt, aber auch eure Friedenshoffnungen auf die Stele schreiben könnt. Nicht auf den denkmalgeschützten Stein, sondern mit Eddings auf Folien, die unter den Tafeln der Inschriften angebracht sind. Damit soll die kriegsverherrlichende Symbolsprache dieses Denkmals unterbrochen werden. Nicht für immer in Stein gemeißelt, sondern mit dem, was euch aktuell bewegt am 14. November 2021. Außerdem stehen Gläser für Blumen bereit, die von euch befüllt werden wollen. Vielleicht blüht noch etwas in deinem Garten, mit dem du diesen Gedenkort schmücken kannst.

Angesichts der gerade explodierenden Infektionszahlen ist dies auch als Angebot zur Teilnahme gedacht für Menschen, die nicht den Gottesdienst in der Kirche besuchen möchten.

Werde Friedensbotschafter:in

Schalom - Salam - Frieden sei mit Dir!

Herzlich Martin Goetz-Schuirmann